Ein Höhepunkt unseres Nordsee-Urlaubs war eine fast dreistündige Wattwanderung mit einem professionellen Wattführer. Eine Gruppe von ungefähr dreißig Erwachsenen mit vielen Kindern hatte sich kurz vor sechs Uhr abends versammelt. Nach einer kurzen Vorstellung ging unser Wattführer voraus zum Deich. Oben angekommen, trauten wir unseren Augen nicht: Das Meer war bis zum Horizont verschwunden. Alle sechs Stunden zieht sich das Wasser an der Nordseeküste wie von Zauberhand zurück. Das Wattenmeer ist die größte Wattfläche der Welt. Die Ebbe legt dort einen Streifen von fünf bis zwanzig Kilometer Breite trocken. Das sind etwa 3500 Quadratkilometer.
Ein tolles Gehgefühl
Nachdem wir unsere Schuhe an einer Treppe abgestellt hatten, gingen wir barfuss weiter. Was für ein Gefühl für die an Schuhe und festen Boden gewöhnten Füße, die knöcheltief im weichen, schlammigen Boden versanken. Beim Auftreten machten wir platschende Geräusche. An manchen Stellen hatten wir Mühe, die Beine wieder aus dem Morast zu ziehen.
Auch die gefährlichen Muschelbänke sind für das ungeübte Auge nicht sofort zu erkennen. An bestimmten Stellen stecken scharfkantige Muscheln senkrecht im Wattboden. Der Wattführer warnte uns rechtzeitig. Nur wenn man an diesen Muschelbänken genau aufpasst, wo man hintritt, läuft man nicht Gefahr, sich schlimme Schnittverletzungen an den Füßen zu holen. Zum Glück konnten wir im Gänsemarsch hinter ihm hermarschieren.