Weibliches Bewusstsein in der Therapie

Edith Marmon: Gute Tochter – Böse Tochter? Die Mutter-Tochter-Beziehung im Spannungsfeld der Demenz

194 Seiten, s/w-Abb., Broschur, erschienen 2016, Christel Göttert Verlag, ISBN 9783939623663 

 

Töchter erleben oft sehr verwirrende Gefühle bei der Betreuung einer dementen Mutter. Dieses Buch thematisiert, wie das mit den Besonderheiten der Mutter-Tochter-Beziehung zusammenhängt, und nutzt dabei auch die Weisheit von Mythen und Märchen. Edith Marmon zeigt die Mutter als Anfang allen Seins, spricht von der Sehnsucht nach ursprünglicher schützender Mütterlichkeit und von der Angst vor deren Verlust. Das Buch möchte eine Hilfestellung für Töchter sein, sich den Überforderungen bei der Betreuung einer an Demenz erkrankten Mutter bewusst zu stellen. Dr. Edith Marmon studierte Pädagogik und Psychologie und hat langjährige Erfahrungen in der Frauenarbeit und Erziehungsberatung.

Gertrude R. Croissier: Psychotherapie im Raum der Göttin. Weibliches Bewusstsein und Heilung

530 Seiten, Hardcover, teils farbige Abb., Pomaska-Brand Verlag, ISBN 9783935937481

Gertrude Raven Croissier, geboren 1943, ist Psychotherapeutin, Seminarleiterin und Lehrtherapeutin der „Schule für Transpersonale Psychologie und Psychotherapie". Sie verbindet Systemische Therapie, Körperorientierte Psychotherapie und Holotropes Atmen mit schamanischen Heilweisen. Mit ihrem Titel „Psychotherapie im Raum der Göttin“ hat sie ein Lebenswerk aus ihrer über 30jährigen Arbeit zur "verletzten Weiblichkeit" geschaffen, das in dieser Komplexität seinesgleichen sucht. Sie entwickelt ihren weiblichen Heilungsweg auf der Basis der Patriarchatskritik. So gelingt es ihr auch, Themen wie beispielsweise die „Mutterwunde“ oder die „Inquisitionsschranke“ aus dem historischen Zusammenhang des weiblichen Kollektivs heraus zu erklären. Therapien, die nicht berücksichtigen, wie heimatlos Frauen im Patriarchat körperlich, emotional und geistig sind, können keine Heilung im Sinne von Ganzwerdung bewirken.

 
Einige patriarchale Einflüsse finden sich aber auch in diesem Buch. Gertrude Croissier zieht Methoden wie die Systemische Therapie heran und zitiert hierbei so manchen, inzwischen als zweifelhaft bekannten „Guru“ und seine AnhängerInnen. Die Empfehlung der Autorin, innere Prozesse durch das Holotrope Atmen nach Stanislav Grof zu forcieren und bei schweren Traumata als das „Mittel der Wahl“ zu betrachten, stößt auf geteilte Meinungen. Klischeehafte Begriffe wie „das Männliche in der Frau“ und umgekehrt „das Weibliche im Mann“ sind ein alter Hut, den Frauen in der Vergangenheit bereitwillig an Männer abgetreten haben. Aussagen wie „in jedem Opfer verbirgt sich eine ebenso große Täterenergie“ können Opfer von Gewalt vor den Kopf stoßen. Die Ausführungen zum Ritual der „Heiligen Hochzeit“ (Hieros Gamos) stammen bereits aus patriarchaler Zeit, wie sich aus der Rückdatierung überlieferter Keilschriften ergeben hat. Männliche Mutmaßungen über urweibliche Themen wie Stanislav Grofs Thesen über die Geburt wirken in einem Buch über weibliches Bewusstsein eher befremdlich, zumal es hervorragende weibliche Quellen gäbe, zum Beispiel die Hebamme Ina May Gaskin. Trotz einiger Punkte, zu denen es inzwischen neue Entwicklungen gibt, ist das Buch eine hervorragende Orientierung für Frauen, die mit ihrer eigenen Heilung und der Frauentherapie befasst sind. 

UF/Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Christel Göttert Verlag; Pomaska-Brand Verlag