Christa Mulack: Der Mutterschaftsbetrug - vom UnWert zum Mehrwert des Mutterseins
264 Seiten, 2. Auflage 2006, kartoniert, erhältlich unter drcmulack@aol.com
Mutter, Mütterlichkeit, mütterliches Tun im Mittelpunkt gesellschaftlicher Überlegungen und Wertesetzungen! Genau das, was überall ausgeblendet und abgewertet wird
- in letzter Konsequenz sogar ausgelöscht und als etwas Künstlich-Synthetisches angestrebt. Eine lang andauernde Gehirnwäsche und Angstmacherei hat funktioniert; denn kaum einer
- und leider auch kaum eine - traut sich an diese Thematik wirklich heran, weder in alltäglichen noch in politischen Zusammenhängen und erst recht nicht in philosophisch-soziologisch
geistiger Durchdringung! - Christa Mulack schon! Sie tut es klug, mutig, zukunftsweisend. Mit der gezielt eingesetzten, hinterhältigen Glorifizierung von Mutter und Mutterschaft in
patriarchalen Welten, insbesondere in der Nationalsozialistischen Zeit, hält sich die Autorin nicht lange auf. Sie erklärt kurz und einleuchtend, dass der sogenannte Mutterkult, der damals
betrieben wurde, nichts mit einem echten Kult gemein hat. Ein richtig verstandener und in das soziale Leben integrierter Kult hat etwas mit Spiritualität, Respekt und Achtung vor dem mütterlichen
Prinzip zu tun. Ein solcher Kult würde eine eindeutige Wertesetzung für die Allgemeinheit bedeuten und eine öffentliche Wertschätzung mütterlichen Tuns. Dies würde sich dann auch in
mütterfreundlichen Sozialstrukturen niederschlagen.
Die Autorin analysiert, was es gegenwärtig heißt, in Deutschland Mutter zu sein: An Unterstützung mangelt es auf den verschiedensten Ebenen. Und so ist für viele
Armut vorprogrammiert. Die festgestellte ständig wachsende Kinderarmut ist eine Mütterarmut! Ein Vaterrecht tut sich neu auf, getarnt als „Umgangsrecht“ und „Kindeswohl“. Dieses Recht gibt sogar
(sexuell) gewalttätigen Männern die Möglichkeit, Müttern die Kinder wegzunehmen - auch mit Hilfe von Polizeigewalt - und lässt es zu, dass Väter obendrein noch die Mütter terrorisieren und
jahrelang gerichtlich verfolgen. Christa Mulack geht auch auf einige Fälle ein, in denen Mütter zu Kindsmörderinnen wurden. Sie passen in den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang und ihre
Vergehen haben mit ihrer Lage und ihren eigenen Erfahrungen als vernachlässigte Töchter zu tun. Sie sind die Opfer und bewegen sich in einem Teufelskreis, den die Autorin genau analysiert. Auch
die Verlautbarungen eines Frank Schirrmacher werden entlarvt. Dieser Medienmann lobt übermäßig Frauen und Mütter, um ganz offensichtlich auf dieses Weise das marode System zu retten und doch
alles beim Alten lassen zu können - wohlgemerkt auf dem Rücken der Frauen. Männer nimmt er nicht in die Verantwortung. Das tut dann wieder meisterinnenhaft und weise die Autorin. Sie klärt Männer
auf,zeigt ihnen, wo ihr Stellenwert und ihre Aufgabe ist, nämlich in der Unterstützung des Mutter-Kind Paares (und nicht als Kontrolleure, die sich egoistisch dazwischen drängen). Wenn ein Mann
sich in diesem Sinne und unter diesen Vorzeichen gesellschaftlich einbringt und in seinem Beruf wirkt, dienen auch ihm ‚mütterliche Werte’ als Anhaltspunkte seines Handelns. Die Frau wählt den
Mann, und s i e führt i h n.
Christa Mulack zitiert auch Männer, die sich mit der alles durchdringenden Bedeutung von Mutterschaft befasst haben, so z. B. Klaus Theweleit, der schreibt: "Das
’Ins-Leben-Pressen’ eines neuen Menschen bleibt seiner (des Mannes) Erfahrung unzugänglich, er erlebt nicht die physische und psychische Metamorphose, die der Frauenkörper bei der Geburt
durchläuft." Oder Alfred Tomatis, der erforschte, dass der Stimme der Mutter bereits im Mutterleib allerhöchste Bedeutung zukommt, während eine männliche Stimme nicht einmal wahrgenommen werden
kann. Von der Wissenschaft wird dies jedoch beharrlich ausgeblendet, ja, sogar geleugnet. Dazu Tomatis: "Hinter dieser Argumentation verbirgt sich eine richtiggehende Zwangsvorstellung, die
darauf abzielt, die Frauen ihrer Mutterschaft zu berauben, ihnen Stück für Stück jenes fabelhafte Vermögen wegzunehmen, dem der Mann nichts entgegenzusetzen hat." Es ist äußerst
erschütternd, auf so geballte Weise erfahren zu müssen, auf wie vielen Gebieten und mit welchen Methoden an der ’Abschaffung der Mutter’ gearbeitet wird. Und das, wo doch Geburt, Stillen und
Mütterlichkeit das spirituelle Erleben sein könnten - und es für viele Frauen auch ist - und es zur Grundlage jedweder Spiritualität und Göttlichkeit geworden sind. (Kein Gott konnte sich bislang
etablieren, der nicht von sich behauptete, Leben hervorzubringen und es nähren zu können.) Begreifen wir nicht zunehmend, dass der Körper der Frau ein heiliger Tempel ist, in dem neues Leben
entsteht und geschützt wird? Und lernen wir nicht ebenso, dass Dankbarkeit gegenüber der Mutter die Grundlage für jedwede Dankbarkeit und Liebe zum Leben ist? Leben wir nicht immer stärker
in der Gewissheit, dass Respekt vor diesem Mysterium gleichzeitig Respekt vor Mutter Erde bedeutet, dessen Verlust in der Zerstörung enden und unser aller Untergang bedeuten könnte? Allein das
macht deutlich: Unser Überleben ist abhängig von der Wertschätzung und Ehrung mütterlichen Verhaltens, das es mit allen Kräften zu unterstützen gilt.
Auch davon schreibt Christa Mulack und kommt in der zweiten Hälfte ihres Buches zum ’Mehrwert’, von dem der Untertitel spricht. Sie führt ihn uns vor Augen am
Beispiel der matriarchalen Ordnung, die inzwischen gut erforscht und vielen bekannt ist. In einem Kulturvergleich zeichnen sich die wahren Probleme von Müttern und Mutterschaft recht klar ab. So
nennt und beschreibt die Autorin eine Reihe von Grundsätzen matriarchaler Gesellschaften, bei denen es ganz besonders offensichtlich wird, was in unserer patriarchalen Gesellschaft so sehr im
Argen liegt. Einige davon möchte ich hier nennen: "Über den Körper einer Frau kann nur sie selbst verfügen." - "Frauen und Kinder bilden den Mittelpunkt einer Sippe" - "Schwangerschaft und Geburt
begründen weder eine feste Bindung an den Mann noch dessen Vaterschaft." - "Schwester und Bruder bilden das grundlegende Modell für die Frau-Mann-Beziehungen." Abhängigkeits- und
Gewaltverhältnisse darf es nie geben." Und schließlich: "Die Liebe ist Sache der Frau, die Kinder sind Sache der Gemeinschaft. - Ein Kind aber kann nur e i n e r Sippe
angehören."
Allein anhand dieser Auswahl wird klar, dass wir im patriarchalen Westen das genaue Gegenteil leben. Da stellen sich mir die Fragen: Warum lassen wir uns das
gefallen? Wo ist unsere Würde geblieben? Warum empfinden wir den Umgang mit unserem Geschlecht kaum noch mehr als das was er wirklich darstellt: Enteignung, Einschränkung, Leere, Versklavung -
und das seelisch, körperlich und materiell. Christa Mulack war es eilig mit der Herausgabe dieses Buches. Deshalb erschien es im Eigenverlag. Wenn es ihr, der großen Denkerin, so eilig ist,
sollte es uns das auch sein. Ich empfehle, sich das Buch rasch anzuschaffen und es baldmöglichst in allen erdenklichen Kreisen und Zusammenkünften zu diskutieren und dann auch entsprechend
(mütterlich stark) zu handeln. Anregungen dafür gibt es in dem Buch mehr als genug.
Uschi Madeisky, erschienen in Matriaval Nr. 1, Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Uschi Madeisky,
www.matriaval.de